... Amun-Tempel in Theben befand, war ihm viel wichtiger. Er hatte eine Prüfung für den untersten Priestergrad ablgelegt, um in das Haus des Lebens eintreten und den hochangesehenen Beruf des Arztes erlernen zu dürfen, hatte viel studiert und war in seinem jungen Alter bereits durchs Land gereist, um von anderen Ärzten, Heilern und Weisen zu lernen. Wie bei vielen Mitgliedern des Hofstaates hatte der Pharao auch bei Antefs Anstellung nach Sympathie entschieden. Viele derer, die insgeheim den neuen Pharao ablehnten, machten sich hinter vorgehaltener Hand über diesen Umstand lustig. Mit einem harten Ruck war Nefer auf ein Hindernis geprallt. Vor lauter Nachdenken hatte sie nicht bemerkt, daß der junge Arzt gestoppt und sich neugierig nach seinem Verfolger umgewandt hatte. Nun klebte sie an seiner nackten Brust und sah erschrocken zu ihm auf. Amüsement blitzte in seinen ernsten Augen auf, als sie eilig einen Schritt zurück machte und dabei über ihre eigenen Beine stolperte, so daß er sie am Ellbogen ergreifen mußte, damit sie nicht stürzte. Mit einem erheiterten Blick auf ihre langen braunen Beine meinte er grinsend: „Was willst du denn von mir, kleiner Ibis?“ Mit hochrotem Kopf nahm Nefer den ihr verpassten Spitznamen zu Kenntnis. „Ich bin kein Ibis und ich bin auch nicht krank, also gar nichts!“ Rief sie, ihren Zorn über ihre eigene Ungeschicktheit in ungerechter Weise an ihm auslassend. Wütend wandte sie sich um und rannte planlos einen schmalen Weg entlang, nicht wissend, wohin sie wollte ... nur weg von diesem überheblichen Antef. Schon bald verdeckten ein paar mittelgroße Oleanderbüsche die Sicht auf den jungen Mann, dessen leises Lachen aber noch in Nefers Ohren klang. Wütend kickte sie einen winzigen Stein davon und folgte dem Pfad, der immer weiter in den mit üppigen Pflanzen bewachsenen Innenhof führte. Hier gab es Dattelbäume, Palmen, Akazien und Nefer unbekannte Gewächse mit riesigen leuchtend bunten Blüten, die aus fremden Ländern importiert waren. Auch nichtblühende, Nefer unbekannte Pflanzen wuchsen hier und sie begann sichdafür zu interessieren. In ihrem Räumen mixte sie auch heute noch manchmal einfache Salben oder Kräutergetränke, die sie noch von ihrer Mutter kannte. Allerdings war sie hier in Ägypten mit ihrem Wissen hängengeblieben, da sie viele der Pflanzen und damit ihren Zweck oder ihre Wirkung nicht kannte. Sie erreichte einen Wasserfall, der von einer kleinen Mauer stürzte und krabbelte unter einen ...
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