... betrachtete, bereute er sein Angebot nicht. Aus dem schlaksigen Ibis war eine kleine Schönheit geworden. Die Goldaugen blitzten kämpferisch, doch leicht verwirrt, die rote Mähne war zerzaust von ihrem Zusammenstoß und die zierliche Figur war an den richtigen Stellen fraulich gerundet. Inzwischen hatten sich Nefers Gefühle wieder normalisiert und sie antwortete hochnäsig: „Das weiß ich noch nicht; ich muß erst meine anderen Angebote prüfen.“ Lachend drehte sich der junge Arzt um und ging davon. Anchesenpaaton, die das Zwischenspiel mit fragendem Blick verfolgt hatte, fragte erstaunt: „Was war denn nun das?“ „Ach nichts.....“ Nuschelte Nefer verlegen. „Schau mal da vorn, die wunderbaren Türkis-Skarabäen!“ Sie eilte zu einem am Straßenrand aufgebauten Schmuckstand und war damit erfolgreich weiteren Fragen der Königstochter aus dem Weg gegangen. Als die beiden Mädchen sehr viel später vom Einkaufen zurückkehrten waren sowohl sie, als auch die beiden unzufrieden blickenden Soldaten über und über mit Stoffen und Schmuckstücken beladen. Nofretete trat gerade aus ihren Räumen, als die Kavalkade an ihr vorüberzog. Lächelnd folgte sie ihnen und winkte unterwegs eine Dienerin zu sich. In Anchesenpaatons Gemächern trafen dann alle zusammen und es wurden Pläne für die Kleider der Mädchen, Schmuck, den sie tragen sollten und alles mögliche andere geschmiedet. Auch Nofretete beteiligte sich lebhaft an den Ideen für Kleiderschnitte und Haartrachten für den morgigen Abend. Während die anderen Frauen aufgeregt durcheinander redeten, war Nefer auffällig still. Sie dachte über das Gespräch nach, das sie vor nahezu einem Jahr im Innenhof belauscht hatte. Immer wieder hatte sie versucht, Eye oder Tutu unauffällig zu beschatten, doch anscheinend waren die beiden inzwischen vorsichtiger geworden. Es war Nefer nicht gelungen, sie irgendwann zusammen zu ertappen. Der einzige, dem sie regelmäßig bei ihren Verfolgungsgängen begegnete, war der ihr jedesmalverschwörerisch zuzwinkernde Haremhab. Sie wurde von ihren Gedanken abgelenkt, als die Königin sie fragte: „Nefer, möchtest du heute abend gerne am Tisch meiner Töchter sitzen?“ „Es wäre mir einen große Freude.“ Antwortete sie mechanisch, während unweigerlich das Bild des überheblichen Antef vor ihrem geistigen Auge auftauchte – sicher würde er als Leibarzt ganz in der Nähe der königlichen Familie sitzen. Trotzig dachte sie bei sich, daß es ja nicht schaden könnte, ...
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