... Planken waren vergoldet und den Bug zierten zwei große bunte Horusaugen. In der Mitte des Decks erhob sich ein Zelt aus fließenden bunten Stoffen, welches später Schutz vor der Mittagshitze bieten sollte. Es war mit Sitzkissen und niederen Tischchen ausgestatten und ließ es an Bequemlichkeit nicht mangeln. Natürlich fehlten auch nicht ein paar Dienerinnen, die für die Erfrischungen zuständig waren. Schwatzend betraten die jungen Leute nach ihrer Königin das leicht schwankende Schiff. Man hatte zu dieser Jagd Wurfhölzer bevorzugt. Diese waren nicht so sperrig wie Pfeil und Bogen und leichter zu handhaben, wenn man durch das dichte Schilf des Nilufers glitt, um die Wildenten aufzuscheuchen. Hatschepsut stellte sich an den Bug des Jagdskiffs und winkte Tuja zu sich. „Lange wird es nicht mehr dauern, und die Trockenzeit bricht an.“ Die Königin wies auf die Ufer wo an den Markierungsstrichen der Priester, welche den Wasserpegel anzeigten, bereits deutlich ersichtlich war, dass das Wasser gesunken war. Zu diesem Jagdausflug war zum Schutz der Königin nur Sunu anwesend. Geb und Hui durften aus Platzmangel den heutigen Tag freinehmen. Natürlich begleitete auch Senmut die Jagdgesellschaft, was Sunu sehr recht war. Die alleinige Verantwortung für die göttliche Gemahlin und die Dame Tuja lastete doch schwer auf seinen Schultern; vor allem, seit er jeden Tag mit der Rückkunft von Thutmosis rechnen musste, da vorausgeschickte Boten seine siegreiche Rückkehr angekündigt hatten. Das Schiff legte ab und glitt in die Mitte des im Morgenlicht golden schimmernden Flusses. Sich hebende Nebel ließen die Ufer und das Papyrusschilf im leichten Dunst verschwimmen. Eben hatten sie die Mitte des Stroms erreicht, als sich aus dem diffusen Morgenlicht ein mächtiger Schatten auf sie zu bewegte. Der Steuermann des Jagdskiffs riß das Ruder herum und wich zur Seite aus. Langsam und majestätisch glitt ein großes Prunkschiff auf sie zu. Hatschepsut beschattete die Augen mit der Hand, um nicht von der aufgehenden Sonne geblendet zu werden und stieß einen überraschten Laut aus. Sie griff unbewusst nach der Hand der Dame Tuja und ihre Stimme klang nicht eben erfreut, als sie ihr leise zuraunte: „Da kommt mein Bruder und Gemahl, der beinahe auch mal der eurige geworden wäre.“ Tujas Hand verkrampfte sich ängstlich in der der Königin und tröstend blickte Hatschepsut sie an: „Es wird dir nichts geschehen, Tuja. Ich werde dafür sorgen, dass du immer beschützt ...
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