Theben
Die Reise nach Theben ging zügig vonstatten. Man reiste mit der Strömung und durch die steigenden Fluten bedingt konnten die Kapitäne ihre Fahrt teilweise auch bei Nacht fortsetzen, da sie keine Untiefen zu befürchten hatten. So kam es, dass der königliche Troß bereits am frühen Abend des zweiten Tages die Ausläufer der Stadt der hundert Tore erreichte. Trotzdem er eigentlich auf andere Dinge achten hätte sollen, konnte Sunu seine Blicke nicht von dem faszinierenden Anblick abwenden. Wie mit Gold übergossen lag sie vor ihm im Abendlicht, die Stadt Theben. Die Tempel und Paläste, die sich über der Stadtmauer mit ihren unzähligen Toren erhoben, schienen nahezu unwirklich unter den diffus schimmernden neblig-rötlichen Sonnenstrahlen, die sich zwischen langgezogenen hellen Wolkenstreifen Bahn brachen. Dazwischen stachen immer wieder, wie silberne Blitze, die mit Elektrum überzogenen Obelisken in den Himmel. Endlich wandte Sunu, abgelenkt durch ein Steuermanöver des Schiffes, seine Aufmerksamkeit wieder seinen Pflichten zu. Sein erster suchender Blick galt den Unterkünften der Königin. In diesem Moment wurde der zarte bunte Vorhang am Eingang zur Seite gezogen und Hatschepsut erschien prächtig gekleidet in Begleitung ihrer beiden Nubier und etlicher Dienerinnen, um sich dem Volk von Theben zu zeigen, das inzwischen in drängelnden Massen die Ufermauern belagerte. Laute Jubelrufe begrüßten die Rückkehr der Herrin beider Länder. Sunu ...
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
382 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt