... von den Leuten am „lebendigen“ Ufer des Flusses gemieden wurden. Es war deshalb schwierig dort drüben den gebührenden Respekt zu erhalten oder irgendwelche Auskünfte. „Das werde ich, Leutnant, das werde ich.“ Zischte Hatschepsut. Sie atmete deutlich sichtbar ein paar Mal tief ein und aus, dann schien sie ruhiger zu werden. „Verzeiht meine Wut.“ Sie wandte halb den Kopf und blickte von einem zum anderen. „Ich weiß, ich hätte klarere Anweisungen erteilten sollen und mich nicht mit den Vorkehrungen der mir nicht persönlich bekannten Soldaten zufrieden geben. Es sollte bei solchen Vorbereitungen immer mindestens einer von euch zugegen sein, um alles abzusichern und abzusegnen.“ Sie schwieg eine Weile dann fuhr sie fort indem sie Sunu anblickte: „Leutnant Sunu, ich stelle dir ein Schreiben aus, das dir freien Zugang zu allem in der Nekropole erlaubt, was du zu sehen wünschst und das dir den Respekt der dortigen Soldaten und ihrer Vorgesetzten sichern wird.“ Seufzend fügte sie hinzu: „Hoffentlich.“ Auch die Königin wusste über die Eigenheit des Völkchens über dem Fluß Bescheid. „Hui,“ sie wandte den Blick von Sunu zu ihrem Leibwächter, „du wirst ihn begleiten. Vier Augen sehen mehr und vier Ohren hören mehr als zwei.“ Zögernd sprach Sunu die Herrin beider Länder nochmals an: „Herrin, es wäre wichtig, dass ich das Schreiben bald erhalte. Ich möchte noch vor Einbruch der Dunkelheit ans Ostufer zurückkehren um meine Beobachtungen anzustellen solange die Spur noch heiß ist.“ Nachdenklich glitt Hatschepsuts Blick über ihre Schulter zu ihrem Leutnant. „Du hast Recht. Es wäre interessant zu wissen, wie genau die Leute es mit der Nachtwache um den Tempel nehmen. Meiner Ansicht nach kann diese Sabotage nur nächtens durchgeführt worden sein.“ Sie wandte sich wieder ihrem Spiegelbild zu und fuhr fort ihr Haar zu kämmen. „Ihr könnt euch zurückziehen, alle bis auf Senmut.“ Erleichtert aufatmend zogen sich die restlichen Getreuen rückwärtsgehend zurück. Kurz bevor Sunu die Tür erreicht hatte, hörte er noch die inzwischen wieder ruhige Stimme seiner Herrin: „Leutnant Sunu, ich schicke dir gleich meinen Arzt. Er soll sich deinen Rücken ansehen bevor du die Totenstadt aufsuchst.“ Überrascht zog Sunu sich zurück: Die Herrin hatte tatsächlich seine Verletzung bemerkt.
Der Geist
Die Re-Scheibe senkte sich dem Horizont entgegen, als Hui und Sunu auf einem kleinen Nachen unauffällig den Fluß überquerten. Die ...
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