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Sunu hatte sich noch nicht lange hinter den Felsen verschanzt, als er die erste Patrouille beobachtete. Sie bestand aus acht Soldaten von denen je vier in eine andere Richtung gingen. Sie absolvierten den vorgeschriebenen Kontrollgang um den Tempel und kehrten nach geraumer Zeit zurück. Sunu blickte zum Firmament und stellte fest dass Chons, der Mondgott, bereits sein blasses Licht verströmte. Von der Sonnenscheibe war nur noch ein dunkelblauer Streifen über den Bergen zu sehen. Die Sterne blinkten hell und trotz der Dunkelheit waren die Soldaten, sowie die Felsen, Bäume und Gebäude in Sichtweite gut zu erkennen. Die Wächter zogen sich in das Wachgebäude zurück und Sunu sah, wie hinter dem kleinen Fenster ein Licht entzündet wurde. Der blaue Streifen hinter den Bergen verschwand und das geisterhafte Mondlicht überzog den Sand wie mit einem bleichen Teppich. Es war sehr still geworden, nachdem die Soldaten sich zurückgezogen hatten. Lediglich das entfernte Geheul eines einsamen Schakals durchdrang hin und wieder die Nacht. Es mussten Stunden vergangen sein und vergeblich hatte Sunu auf den nächsten Kontrollgang gewartet. Die Kälte der Wüstennacht kroch in seine Glieder und machte sie steif. Vorsichtig und leise reckte er nacheinander Arme und Beine um beweglich zu bleiben. Es musste nach dem Stande Chons schon weit nach Mitternacht sein, als der Leutnant wieder eine Bewegung beim Wachhaus wahrnahm. Die Soldaten löschten das Licht und traten mit Fackeln heraus. Zuerst nahm Sunu an, sie würden den Kontrollgang mit Verspätung nachholen, wurde aber bald eines Besseren ...
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