... „Die Dame Tuja war also Zeugin dieses für sie äußerst verhängnisvollen Gesprächs zwischen dem Wesir und meinem Bruder. Ich wundere mich immer noch über Thutmosis. Genug Verstand für die Planung eines Anschlages hätte ich ihm schwerlich zugetraut... obwohl...schließlich musste nur ein passender Mörder gedungen werden und man musste darauf achten, dass dieser seinen Auftraggeber nicht verraten konnte. Und, im Endeffekt, war es doch ein plump und überstürzt ausgeführter Akt.“ Hatschepsut schien einfach nur laut ihre Gedanken auszusprechen und niemand unterbrach sie. „Ich frage mich nur, was ihn dazu veranlasst hat, die Dame Tuja einfach in diesem Verließ verschwinden zu lassen, ohne sich um ihre Beseitigung zu kümmern. Nun, wahrscheinlich hat mein bequemer Bruder einfach gehofft, dass sie still und heimlich dort unten sterben würde und ihn weiterer Mühen entheben.“ Sie blieb kurz stehen und wandte sich an Sunu: „Was ist mit der Dame Tuja geschehen; wo ist sie jetzt und wie geht es ihr?“ Sunu blickte sich wieder im Raum um, antwortete dann doch seiner Herrin: „Ich habe die Dame Tuja bei einer Wirtstochter, einer guten Bekannten von Hui, untergebracht.“ Verlegen ließ der große Neger bei den Worten Sunus den Blick über die kunstvoll bemalte Decke des Raumes streifen. Sunu tat so, als ob er dies nicht bemerke, während die anderen mitsamt der Königin ein leichtes Lächeln nicht verkneifen konnten. Der Befehlshaber fuhr fort zu sprechen: „Es geht der Dame Tuja bereits viel besser, Majestät, sie war einfach nur geschwächt vor Hunger und Durst. Die Verletzung, die ihr Bruder ihr zugefügt hatte, erwies sich zum Glück als nicht gravierend.“ Er sah seine Herrin an, die immer noch vor ihm stand und sagte: „Ich denke, dass sie in wenigen Tagen so erholt sein wird, dass sie mit dir persönlich reden kann, Herrin. Dann kannst du sie selbst nach ihren Erlebnissen fragen.“ Hatschepsut warf noch einen Blick auf den Befehlshaber und nahm mit einem leichten Lächeln und etwas ruhiger ihren Gang wieder auf. „Also hast du wohl in letzter Zeit häufiger eine gewissen Wirtschaft aufgesucht?“ Ohne den Blick zu senken nickte Sunu. „Hm,“ machte die Königin, „du hattest Recht, sie anderweitig unterzubringen. Hier am Hof hätte sie in ständiger Gefahr geschwebt. Allerdings kann dieser Zustand nicht so bleiben. Eine Prinzessin von Kusch kann nicht fern vom Palast in einer Kaschemme hausen.“ Ihre Schritte wurden wieder länger ...
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