... das Mienenspiel der schönen Frau. Ihr Gesicht verriet zuerst Überraschung, dann Angst und schließlich Freude. Sie erhob sich, ging zum Fenster, nahm den leichten Vorhang zur Seite und sah hinaus über die blühende Stadt. Dann wandte sie ihr strahlendes Lächeln Sunu zu und sprach: „Es wird mich mit Freude erfüllen, wieder im Palast zu wohnen – in deiner Nähe, Sunu.“ Ein warmer Strahl durchzuckte Sunus Herz. Sie hatte ihn mit seinem Namen, ohne den förmlichen Titel, angesprochen. „Ich werde mich unter deinem Schutz und dem der göttlichen Gemahlin sicher fühlen.“ Sie trat auf ihn zu und berührte sanft seinen Arm: „Wann soll ich zum Palast zurückkehren?“ Sunu genoß einen Augenblick die Wärme ihrer Hand auf seinem Arm, dann trat er einen Schritt zurück. Er durfte die Vernunft nicht von seinen Gefühlen trüben lassen – noch nicht. „In fünf Tagen ist es soweit, Dame Tuja. Ich werde dich mit einer Eskorte meiner Wahl abholen kommen.“ Er nickte ihr noch einmal zu und duckte sich wieder durch die niedere Tür. Dann war er verschwunden. Die Dame Tuja wandte sich wieder dem kleinen Fenster zu, nahm den zarten Stoff beiseite und sah blicklos auf den blauen Mittagshimmel hinaus. Warum nur war der Befehlshaber so distanziert? Sein Verdacht ihr gegenüber war doch inzwischen nachweislich entkräftet. Hatte er sie nicht aus höchster Not gerettet? Hatte er sie nicht auf starken Armen getragen, bis sie in Sicherheit war? Auch hatte sie die Wirtstochter ausgehorcht und wusste, dass er viele Stunden an ihrem Krankenbett verbracht hatte. Hatte er sie nicht im Palastgarten heiß und innig geküsst? Die Dame Tuja schüttelte unbewusst den Kopf. Das konnte doch nicht alles nur die unstet aufflackernde Lust des typischen Mannes gewesen sein. Nein, sein Blick hatte ihr doch mehr versprochen, oder war sie nur naiv, weil sie etwas sehen wollte, wo nichts war? Hinderte ihn der Standesdünkel und seine Anständigkeit daran, ihr zu nahe zu treten? Ihre Gedanken drehten sich hilflos im Kreis und verzweifelt das Gesicht in den Händen bergend ließ sie sich auf den zierlichen Stuhl sinken, den er gerade verlassen hatte.
                *
Wochen vergingen. Parmuti, der Monat der Ernte brach an. Die Arbeiten am Terrassentempel gingen langsamer voran, da man die Fellachen zur Arbeit auf ihren Feldern nach Hause schicken musste. Das Palastleben war seither ruhig vonstatten gegangen. Tuja hatte sich schnell in ihren neuen Gemächern eingelebt  ...
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