... Zeit bis zur Krönung hinter ihren verwirrten Gefühlen zurückstehende, Neugier auf ihr Umfeld wieder geschärft wurde. So kam es, dass ihr bald auffiel, dass der Befehlshaber Sunu auffällig oft nicht anwesend war. Am Anfang sah sie darüber hinweg, da er ihr immer treu gedient hatte und sie ihm mehrfach ihr Leben schuldete. Sie hatte seit dem verhängnisvollen Bericht über ihren Bruder weder Hui noch Sunu zu weiteren Details gedrängt. Doch irgendwann siegte ihre weibliche Neugierde; auch hatte sie das Gefühl, dass Sunus Unruhe mit seiner Aussage am Krönungsmorgen zusammenhing und sie ließ ihn abends zu sich in ihre privaten Gemächer rufen. Nur Senmut, Hui und Geb waren anwesend. Zögernd betrat der Befehlshaber den Raum. Er konnte sich denken, dass seine häufige Abwesenheit der Königin nicht verborgen geblieben war und dass sie die Zusammenhänge erahnte; nun wartete er ergeben auf ihre Fragen. Sie erhob sich von ihrem Platz vor dem Spiegel und stellte sich vor ihn hin: „Nun, Befehlshaber Sunu, beehrst du deine Königin ausnahmsweise mal mit der Pracht deiner Anwesenheit?“ Hatschepsut schmunzelte, als sie die Vorsicht des Befehlshabers bemerkte. Sunu verbeugte sich steif mit ausgestreckten Händen. „Wenn ich meine Herrin verärgert haben sollte, so bitte ich um Verzeihung.“ „Du darfst dich wieder aufrichten, aber ich verzeihe dir erst, wenn ich weiß, weshalb du mich vernachlässigst. Also sprich!“ Innerlich sich windend blickte Sunu zu ihr hin „Herrin Hatschepsut, ich möchte nicht darüber reden. Es kann ein Leben davon abhängen, dass ich mein Geheimnis bewahre.“ Er warf Hui einen verzweifelten Blick zu. „Dies ist keine Bitte, Befehlshaber Sunu, dies ist ein Befehl deiner Königin.“ Hatschepsuts Stimme war hart geworden. „Keine Ausreden mehr! Was hier im Raum gesprochen wird, bleibt unter den Personen, die hier im Raum sind. Nicht wahr?“ Streng blickte sie von Hui zu Geb und weiter zu Senmut. Alle nickten zu ihren Worten und so blieb Sunu nichts anderes übrig als dem Bericht, den er Hatschepsut am Krönungsmorgen in aller Herrgottsfrühe erstattet hatte, auch noch den Rest hinzuzufügen. Nachdenklich blickte die göttliche Gemahlin noch eine Weile vor sich hin, so als ob sie die eben erfahrenen Details erst ordnen müsste. Dann blitzte Zorn in ihren goldenen Augen auf und sie begann, wie so oft, ihre Erregung in Bewegung umzusetzen. Die verhaltene Wut erkannte man in ihren Schritten, als sie zügig das Zimmer durchmaß. ...
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