... Gemächer aufgesucht und sich einen Krug Wein bringen lassen. Zehn Tage schon waren vergangen, seit die Dame Tuja verschwunden war. Die kurz aufgeflackerte Hoffnung sie doch noch zu finden war nahezu verblasst. Der Befehlshaber war allein, seine Pflichten für diesen Tag erledigt. Schließlich war nun, da seine Herrin sich mit einem Feind vermählte und den anderen des Landes verbannt hatte, für ihn auch nicht mehr so viel zu tun. Eben schenkte er sich den dritten Becher Wein voll – die ersten beiden hatte er, ganz gegen seine Gewohnheit, in einen Zug geleert – da klopfte es nachdrücklich an seine Tür. Sunu knurrte eine Zustimmung, seine Laune war unbeschreiblich. Vorsichtig streckte Hui seinen schwarzen Kopf durch die halbgeöffnete Tür und flüsterte: „Leutnant, leg deine weibischen Launen ab und komm.“ Abrupt setzte der Befehlshaber seinen Becher ab und erhob sich. Am Blick des Leibwächters hatte er sofort erkannt, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste. Er schlüpfte durch die Tür auf den Gang und schloß sie leise hinter sich. Stumm bedeutete der große Schwarze ihm zu folgen. Sie schlichen durch die Gänge und schlüpften durch eine Seitenpforte hinaus in den Park. Erst dort erklärte Hui, sich vorher gründlich umsehend, sein Erscheinen: „Sunu, ich habe etwas erfahren.“ Flüsterte er. „Wie du weißt, habe auch ich meine Leute angewiesen, die Augen und Ohren aufzuhalten und mir alles Ungewöhnliche mitzuteilen. Also kam heute einer der Palastgärtner zu mir und teilte mir Folgendes mit: Er hatte in der Nähe der äußeren Palastmauer zu tun. Wie du sicher weißt, ist diese in der östlichen Ecke des Gartens noch recht neu, da man das Palastareal vor nicht allzu langer Zeit erweitert hat. Es steht noch ein Teil der alten Mauer. Dort gibt es anscheinend einen Wachturm, der nicht mehr benutzt wird. Nun meinte dieser Gärtner dort irgendwelche unerklärlichen Geräusche, wie Scharren und Wimmern, wahrgenommen zu haben. Natürlich hat er sich nicht näher herangetraut; wie du weißt, meint das einfache Volk bei jedem Windhauch sofort, es handele sich um Dämonen oder Ähnliches.“ Leichte Verachtung für diese armen Leichtgläubigen schwang in der Stimme des Schwarzen mit. Eine steigende Erregung hatte sich Sunus bemächtigt, während er den Worten Huis gelauscht hatte. „Worauf warten wir noch, mein Freund? Mit Sicherheit hast du bereits herausgefunden, wo genau sich der Turm befindet?! Laß uns aufbrechen und nachsehen!“ In ...
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