... Raum, den man jedoch auch gut einsehen konnte, da die Vorhänge welche ihn vom Schlafgemach trennten zurückgezogen waren, enthielt eine Wanne aus Alabaster, die auf kurzen gebogenen Füßen mit Löwenpranken stand. Was Sunu nicht gefiel, war eine Treppe, die neben dem Eingang zum Bad nach oben führte – wahrscheinlich zu einer Dachterrasse –und die an ihrem oberen Ende nur von einer Art Falltür verschlossen war. Für ihn als erfahrenen Krieger war dies eine Gefahrenquelle, da sich Eindringlinge übers Dach nähern konnten. Während er sich noch umblickte und die beiden Nubier ihre übliche Aufstellung, in diesem Fall links und rechts des Bettes, einnahmen, eilte plötzlich eine großgewachsene weißgekleidete Gestalt ins Zimmer. Sunu reagierte blitzschnell in gewohnter Manier und warf sich dieser in den Weg. Der Aufprall war so stark, dass der anscheinend weniger kampferprobte Gegner rückwärts gegen eine halbhohe Säule mit Blumentopf prallte, die auch prompt mit viel Geschepper umkippte und den Inhalt des Blumengefäßes auf den Mosaikboden entließ. Mit ungläubigem Blick verlor der Mann das Gleichgewicht und fiel, mit den Überresten des Gefäßes, zu Boden. Hatschepsut war erschrocken aufgesprungen, während sich die beiden Schwarzen grinsend anblickten. Als Sunu wieder auf den großen Mann zugehen wollte, hob Hatschepsut beschwichtigend die Hand. Einen Moment sah es so aus, als ob sie wütend werden würde, doch dann überzog ein breites Grinsen ihr sonst so beherrschtes Gesicht und ein leises Lachen ließ ihre Schultern erbeben. Sunu blieb abwartend in gewissem Abstand stehen. Hatschepsut ging, nun laut lachend, auf den Besucher zu und hielt ihm helfend die Hand hin. Er erhob sich aus seiner unwürdigen Stellung und klopfte sich Reste von Erde und einige Blumen vom Gewand. Sunu hatten mit wachsendem Unbehagen den vertrauten Umgang der Königin mit dem malträtierten Gast beobachtet und fragte sich, ob er wohl schon wieder etwas falsch gemacht hatte. Hatschepsut war aber diesmal wohl gnädig gestimmt denn, immer noch lächelnd, kam sie auf ihren Untergebenen zu und zog den großen Mann hinter sich her. „Senmut, mein Lieber, dies hier ist Leutnant Sunu aus der Grenzstadt Jebu, den ich mir als Auge und Ohr ausersehen habe. Er ist ein Leutnant der Medjay-Polizei.“ Erklärte sie mit einer Geste in seine Richtung. Ein Blick aus scharfen schwarzen Augen streifte Sunu der, den Kopf leicht gesenkt haltend, vor dem Paar stand. „Anscheinend hast du ...
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