... die Stufen zur offenstehenden Luke empor. Vorsichtig schob er erst Kopf, dann Oberkörper durch die Öffnung und sah sich erneut um. Seine Augen weiteten sich und er sprang, einen Schrei unterdrückend, vollends auf das Dach und eilte zu der stillen Gestalt, die reglos neben einer Liege zwischen den Pflanzen lag. Das Licht Chons spiegelte sich in einer Blutlache, die sich unter dem reglosen Körper auszubreiten begann. Die Wachen, die ihm inzwischen vorsichtig gefolgt waren, blieben in angespannter Haltung am Einstieg zur Treppe stehen und spähten in alle Richtungen, ob noch Gefahr drohte. Sunu hatte seinen Dolch abgelegt, war neben der auf dem Bauch liegenden Gestalt hingekniet und begann vorsichtig, sie umzudrehen. Er legte seine Finger an die Halsschlagader und spürte – nichts – . Verzweifelt und angespannt versuchte er die Gesichtszüge zu erkennen, doch das blasse Mondlicht reichte nicht aus. „Beim Barte des Pharao, kann denn keiner von euch eine Fackel herbringen?!“ Brüllte er die Männer an welche, sich in der Hektik gegenseitig behindernd, beinahe die Treppe hinabstürzten. Wenig später kehrten sie zurück und einer von ihnen hielt eine Fackel über das Gesicht der Liegenden. Dass es eine Frau war, war schon an der feinen Statur zu erkennen gewesen. Die Angst, dass er die Herrscherin Ägyptens nun tot im Arm halten würde, schnürte Sunu fast die Luft ab. Er wagte lange nicht, den Blick auf die starren Züge zu senken, doch schließlich blieb ihm nichts anderes übrig. Die Erleichterung, die ihn durchflutete, spiegelte sich auch auf den Gesichtern der beiden Soldaten wieder. Obwohl ja, laut deren Aussage, die Königin nicht in ihren Gemächern gewesen war, war ihnen doch der Schreck in die Glieder gefahren, als sie die Gestalt gesehen hatten, die da in ihrem Blute lag. Sunu sah in das hübsche aber ihm unbekannte Gesicht einer jungen Frau. „Das ist eine Dienerin der Königin.“ Erklärte einer der Soldaten. „Nun, sie ist erstochen worden.“ Bemerkte Sunu und brachte sie wieder in ihre ursprüngliche Lage. Es war deutlich der Einstich in ihrem Rücken zu erkennen. Erst jetzt, als seine Anspannung allmählich von ihm abfiel und die Fackel ihr Licht verbreitete bemerkte Sunu, dass das Mädchen äußerst edel gekleidet war. Selbst die Perücke, die sie trug, war mit Edelsteinen und Gold durchwirkt. Fragend deutete er auf sie und schaute zu den Wachleuten auf. Einer zuckte die Schultern, doch der andere flüsterte entsetzt: „Sie trägt ...
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