... Verantwortung und die Umstellung seiner gesamten Lebensumstände ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Tunip hatte den Baderaum betreten und hielt ihm zwei Gewänder zur Auswahl hin. „Die Königin hat einen Soldaten geschickt, um dich zu sich zu bestellen.“ Sagte der Schreiber. „Ich habe ihn zurückgeschickt, mit der Nachricht, dass du sofort erscheinst.“ Sunu erhob sich aus der Wanne und wies auf einen goldgesäumten Schurz mit Gürtel und einen mit bunten Halbedelsteinen besetzten Schmuckkragen. Den ihm von Hatschepsut Geschenkten wollte er nur zu ganz besonderen Anlässen tragen, um nicht als prahlerisch dazustehen. Um die Königin nicht warten zu lassen, rubbelte er sich nur flüchtig das offene halblange Haar trocken und bändigte es mit einem ledernen Stirnband. Tunip half ihm beim Anlegen des Schurzes und des Kragens; dann schlüpfte er noch schnell in seine Sandalen, steckte seinen Dolch in den Gürtel und eilte zur Tür hinaus. Tunip rannte ihm nach und rief drängend: „Herr, vergiß nicht mir nachher alles, aber auch alles, zu berichten!“ Seine Worte unterstrich er mit der ausgestreckten Hand, auf welcher der glitzernde Gegenstand lag, den er in Sunus Gewand gefunden hatte. Sunu blickte über die Schulter zurück, blieb abrupt stehen und kehrte zu seinem Schreiber zurück. Intensiv betrachtete er den Inhalt von Tunips Hand. Es war ihm ohne zu fragen klar, woher der Schreiber das Ding hatte. Bei näherer Betrachtung handelte es sich um eine teure Schmuckspange, welche man zum Zusammenhalten von Kleidern benutzte. Sie war in Form eines Leoparden aus Silber gefertigt und mit leuchtend grünen Smaragden besetzt. Solchen Schmuck trug kein Diener und kein Sklave. Nur ein reicher Kaufmann oder ein Adliger konnte sich solches leisten. In diesem Fall handelte es sich wahrscheinlich um den Blutlohn für einen gedungenen Mörder. „Wir reden später.“ Teilte er Tunip kurzangebunden mit. „Ich weiß, die Herrscherin beider Länder erwartet dich.“ Entgegnete der Schreiber. Sunu hob nur zustimmend den Arm und eilte davon. Dank seiner inzwischen wachsenden Kenntnisse des Gebäudes hatte er innerhalb kürzester Zeit die Gemächer der Königin erreicht. Dort wurde er allerdings von den Türwächtern grinsend weitergeschickt mit den Worten: „Wenn die Herrscherin beider Länder jemanden offiziell empfängt, Leutnant Sunu, so geschieht das im Normalfall nicht in ihren Wohn– und Schlafräumen.“ Sunu bedankte sich kühl und schalt sich selber einen ...
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