... Blick versank in seinen dunklen Augen. Es kostete ihn Anstrengung, sich aus dem Bann zu lösen, den die fremde Frau auf ihn ausübte und woanders hinzuschauen als auf ihr faszinierend schönes Gesicht. Er verbeugte sich höflich und nahm neben ihr Platz. Betont sachlich sprach er dann zu ihr: „Dame Tuja, du wolltest mit mir sprechen? Oder was machst du sonst ohne Wächter zu dieser frühen Stunde im Park?“ Ihre Miene verriet leichte Enttäuschung ob seiner Sachlichkeit, als auch sie den Blick abwandte und ihn ruhelos über die exotisch grüne Parklandschaft wandern ließ. „Ich habe gehört, dass du eine Art Leibwächter der Königin bist?“ Sunu schüttelte leicht den Kopf mit dem immer noch tropfnassen Haar. Ein paar Tropfen verirrten sich auf Tujas weißes Gewand und schimmerten wie Perlen im Morgenlicht. Wieder musste Sunu sich zusammenreißen, um nicht auf die weiblichen Formen zu starren, die unter dem durchscheinenden Stoff zu erahnen waren. „Die Königin nennt mich ihr Auge und Ohr.“ Verbesserte er sie kurz angebunden. Die sanfte Stimme von Tuja fragte weiter: „Ich habe gehört, dass es einen Anschlag gab und du der Erste am Platz warst?“ Sunus Gesicht verschloß sich. „Ich möchte nicht darüber reden, Dame Tuja.“ Was wollte sie von ihm? Wollte sie für Gaza in Erfahrung bringen, wie viel er bereits herausgefunden hatte? In diesem Moment fiel ein goldener Strahl der inzwischen vollständig aufgegangenen Sonne auf Tujas Haupt und zwischen den lockigen Strähnen ihres Haares blitzte etwas auf. Sunu kniff die Augen zusammen und sein Blick zeigte plötzlich einen undefinierbaren Ausdruck – eine Mischung aus Enttäuschung und Wachsamkeit. Er hatte die glitzernden Ohrringe gesehen und blitzschnell deren Form erkannt und eingeordnet: Es handelte sich um springende Leoparden aus Gold mit Smaragdaugen. Die Spange, die Sunu neben der Leiche von Hatschepsuts Dienerin gefunden hatte, war nahezu identisch in Form und Verzierung, nur dass diese aus Silber gefertigt war. Sunus Blick verschleierte sich; er durfte sich seinen Verdacht nicht anmerken lassen und musste versuchen, soviel wie möglich über Tuja herauszufinden. Konnte es wirklich sein, dass die zwar große aber sehr zierliche Frau die Dienerin umgebracht hatte? Nun, dies erschien ihm noch im Rahmen des Möglichen. Von hinten mit einem Dolch zuzustechen war auch für eine Frau kein Problem. Aber der Angriff auf Tunip. Na ja, Tunip war nicht sehr groß und auch nicht kräftig. Wer ihn ...
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