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 | ... schloss sie diese hinter sich. Sie stand auf der Veranda und sah sich um. Hier draußen wehte der Wind noch immer recht straff. Immer wieder fauchten leichte Sandböen über die Palisadenwände hinweg. Der trockene, tote Hauch der Wüste. Sie sah sich um. ‚Deine Chancen stehen nicht schlecht, Sylvi, wirklich!’ Schnell rannte sie hinüber zum Schuppen. Der Sand unter ihren Füßen fühlte sich noch immer warm an. Der Wind würde sicher alle Geräusche, beim öffnen des Tores überdecken. Die dunkelgrünen, mit Flecken abblätternder Farbe übersäten Dieselkanister waren schwerer, als sie vermutet hatte. Aber schließlich hatte sie nicht nur zwei der schweren 20 Liter Kanister im Wagen, sondern auch ihr Proviantpack. Ihr Blick glitt zurück zum Wohnhaus. Bis jetzt sah alles ganz gut aus. Es konnte losgehen. Sie stieg in den Wagen und sperrte den hässlichen Wind nach draußen. Die Plane des Geländewagens flatterte heftig. Sachte glitt der Schlüssel ins Zündschloss, als könnte das klirrende Geräusch über den Hof hinaus schallen. Ihre Hände fühlten sich eiskalt an. Ihr Atem stockte solange, wie der Motor zum Vorglühen benötigte, dann erwachte dieser kreischend zum Leben. Es hatte also begonnen!
10. Buch - Die Flucht
Das Licht der beiden Scheinwerfer flammte auf und tauchte den nächtlichen Hof in ein unnatürliches, grelles Licht. Der Motor heulte auf und dann warfen die Räder Sand, Steine und Staub auf, um den Metallkoloss nach vorn, durch die Palisadenausfahrt zu katapultieren. Im Flutlicht der Front und Dachscheinwerfer sah sie die Durchfahrt auf sich zu rasen. Die Freiheit rückte in greifbare Nähe! Endlich! Hier hatte sie über ein Jahr ihres Lebens zugebracht. Der Schlussstrich war längst überfällig. Der Wagen holperte und dann war sie draußen. Sylvia sog tief die kühle Nachtluft ein. Hier schien sie völlig anders zu schmecken, als hinter der Einfriedung. Soviel besser! Jetzt war sie frei! Die würden keine Chance haben, ihr irgendwie zu folgen. Sie stand wieder auf eigenen Beinen und ab jetzt würde sie viel umsichtiger vorgehen, dass schwor sie sich. Der Weg (nicht mehr als zwei Reifenspuren im Sand) führte direkt die nächste Düne hinauf. Ein Blick in den vibrierenden Spiegel zeigte ihr noch einmal die kleine Oase. Ihr Zuhause. ‚Scheiße nein, Sylvi! Das ist nicht dein Zuhause. Wäre es nie geworden! Schlag dir doch endlich diese dämlichen Gedanken aus dem Kopf. Das liegt jetzt hinter dir.’ Sylvia ...
Seite: 54 von 70 ©Anthony Tinamis |  | |
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