... Sklave oder Eigentum zu sein. Ich habe mein eigenes Leben und meine Familie in meiner Heimat zurückgelassen und ich möchte dahin zurückkehren wo ich zuhause bin.“ Lena betonte diese Worte eindringlich. Sie fühlte sich im Recht und sah trotzig zu Retenu auf, der sich stolz aufgerichtet hatte. Ein verschlossener Zug hatte sich auf sein schönes Gesicht gelegt und diesmal überlegte er lange, ehe er wieder etwas auf den Block schrieb. Erst nach einer guten Weile hörte er auf zu schreiben und reichte Lena den Block zurück. Lena las die Worte und sie verschwammen ihr vor den Augen. Die Hoffnungen, die sie in Retenus zum Teil westliche Erziehung gesetzt hatte, schwanden dahin als sie die Zeilen las. „Es tut mir leid, aber diese Bitte kann ich dir nicht gewähren. Ich kann dir deine Freiheit nicht geben. Du gehörst mir und wir müssen versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen. Du hättest es durchaus schlechter treffen können. Denk nur an Schaich Abdul! Ich habe dir geholfen und wegen dir sogar den Gast meines Vaters brüskiert. Ich werden dir Zeit geben mich näher kennenzulernen, ich werde dich zu nichts drängen, aber ich werde dich nicht gehenlassen.“ Damit wandte er sich um und verließ Lena. Das große rosa Kissen, welches sie ihm wütend nachwarf, traf nur noch die bereits hinter ihm zugefallene Türe. Lena ließ sich zurücksinken und wußte nicht, ob sie vor Zorn weinen, oder vor Erleichterung lachen sollte. Sie wußte nun zwar, daß Retenu keinesfalls vorhatte auf seinen Besitzanspruch ihr gegenüber zu verzichten, aber immerhin hatte er anscheinend nicht vor sie zu irgendetwas zu zwingen, was sie nicht wollte – jedenfalls vorerst noch nicht...
Das Geschenk
Am nächsten Tag sah Lenas malträtierte Wange schon wesentlich besser aus. Merits Wundermittel hatte anscheinen besser gewirkt, als es gerochen hatte. Zufrieden begutachtete Merit den Erfolg ihrer Behandlung, dann begann sie Lenas Haar zu bürsten und plauderte nebenbei über den vergangenen Abend. „Es war sehr mutig und auch ungewöhnlich, daß der Herr Retenu dir zur Hilfe gekommen ist. Immerhin ist Schaich Abdul ein wichtiger und hochangesehener Mann. Dein Tanz muß Retenu sehr gut gefallen haben, sonst hätte er Abdul sicherlich nicht beleidigt, indem er so brüsk ablehnte dich ihm zu verkaufen.“ Mißtrauisch starrte Merit auf Lena hinab, denn es war ihr inzwischen aufgefallen, daß das Mädchen trotzig schwieg. „Was ist los? Du bist doch sonst nicht so still?“ Fragte sie lauernd. ...
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