Es war später Vormittag, als Joachim zum Telefonhörer griff: “Vera, aber bitte nicht lachen! Joachim rief Inge an: “Hallo Inge, guten Morgen. Das war gestern ein schöner Abend. Getrunken wurde ja nicht viel und Vera ist nach Hause gefahren. Es hat ihr sehr gut gefallen und ich soll dich herzlich grüßen. Bitte, sei nicht böse, dass das Zimmer nicht benutzt wurde, ich komme das nachher erledigen.” Inge war geschockt, das konnte doch nicht sein, so blöd konnte Joachim doch gar nicht sein, diese Vera einfach fahren zu lassen. Fast wollte sie ihn trösten, den kleinen Joachim, den sie seit der Kindergartenzeit kannte, bis sie aus dem Fenster sah. Veras Auto neben Joachims und oben auf dem Balkon eine Vera in Joachims großkariertem Flanellhemd, hüpfend und springend. “Oh, Joachim, das tut mir aber leid. Mach dir keine Gedanken wegen des Zimmers, so viele Übernachtungsgäste hatten wir letzte Nacht sowieso nicht. Das Zimmer wäre auch unreserviert frei geblieben. Aber wenn ihr Lust habt, kommt doch beide zum Essen. Es gibt Rehbraten. Ich lade euch ein. Und hol um Gotteswillen Vera vom Balkon! Es ist kalt.” So schallend hat sie Joachim noch niemals lachen gehört.
Sie kamen beide zum Rehbraten. Inge war lieb und nett und anstatt bissiger Worte biss sie in den Braten und freute sich.
Es wurde Zeit für Vera. Timmi hatte sich schnell in der neuen Umgebung eingefunden. Als begeisterter Fußballer war er mit seinem Verein an diesem Wochenende unterwegs und sollte am frühen Abend zurück sein. Abholen war nicht erforderlich, der Bus hielt an der Ecke. Trotzdem wollte Vera vor ihm zu Hause sein.
Ihre Haut roch nach Joachim und Joachims Kissen rochen nach Vera.
Das nächste Wochenende ist MaxZeit. Beim Frühstück erzählt Max: “Du, Papa, ich habe von Vera geträumt. Ihr Duft war im Traum immer bei mir, als ob sie auf dem Kissen gelegen hätte.”
Joachim konnte Max nicht sagen, dass es kein Traum war, ihr Duft war wirklich in den Kissen.
Für Vera begann eine neue Zeitrechnung. Die Zeit vor Mittwoch und die Zeit vor Samstagnachmittag. Die Zeit dazwischen wurde durch Telefonieren morgens um acht Uhr und abends um einundzwanzig Uhr geteilt.
Für Joachim war die Zeit dazwischen Routine. Er war es gewohnt, mit Menschen umzugehen, zu delegieren und Anweisungen zu erteilen. Von Klein auf hatte er bei seinem Vater nichts anderes gesehen, nur dass es sich jetzt nicht um Wälder und Wiesen handelte, sondern um …
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