Sylvia sah sich um, versuchte in die Ferne zu blicken. Vielleicht waren da ja schon irgendwo Lichter zu sehen. Doch der Himmel hatte sich in ein trübes, undurchdringliches Braunschwarz verwandelt.
Sie zerrte den Kanister von der Ladefläche und öffnete den Tankdeckel. Der Wind biss in den Augen und zerzauste ihre dunkelblonden Haare, so dass sie kaum noch etwas sehen konnte. Wie ein Mahlstrom zogen dicke Sandwolken über sie hinweg. Bei jedem Atemzug bekam sie ihre Haare in Nase und Mund, während zwischen ihren Zähnen der Sand knirschte. Sylvia spuckte. Sie wollte wieder ins Wageninnere. So schnell wie möglich.
Endlich war der Kanister leer. Sie ließ ihn in den Sand fallen und rannte zurück zur Fahrertür. Erst jetzt begann sie sich langsam einen Begriff davon zu machen, wie viel Schutz die Palisadenwände geboten hatten. Jetzt war jedoch eindeutig nicht der geeignete Zeitpunkt, um irgendwelchen Gedanken nachzuhängen. Sie musste weiter. Konzentriert. Schnellstmöglich.
Schaukelnd begann sich der Wagen zu bewegen. Dann bretterte sie den Abhang hinunter und auf der gegenüberliegenden Dünen wieder hinauf. Dunkle Sandschwaden zogen durch die Lichtkegel der Scheinwerfer. In den letzten Minuten hatte der Wind drastisch zugenommen. Das Planendach flatterte und peitschte gegen die Stahlholme der Dachkonstruktion. Es war anstrengend, vor der Motorhaube überhaupt noch etwas zu erkennen und auf dem schmalen Weg zu bleiben. Ihre Augen versuchten, den dahin treibenden Sand zu durchdringen. Der Wagen kippte über den Kamm der nächsten Wanderdüne und rutschte den Sandabhang auf der anderen Seite hinunter. Wie oft hatte sie das nun schon hinter sich? Das konnte man kaum mehr als Fahren bezeichnen. Doch irgendwie fing sich der Wagen immer wieder. Sylvia starrte nach draußen und versuchte die Reifenspuren wieder zu finden. Der schmale Weg. Ihr Leitfaden in die Freiheit.
‚Hey, Sylvi, was heißt hier Leitfaden in die Freiheit? Du bist doch frei! Du kannst jetzt tun und lassen, was du möchtest, oder etwa nicht? …
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