… zweiten Mal geschenkt."
Sie hatte immer Tränen in den Augen, wenn sie diesen Satz zu mir sagte.
Ich saß eine ganze Weile im Umkleideraum und dachte darüber nach. Ob sie wohl auch manchmal daran zurück denkt und ob sie immer noch Tränen in den Augen hat? Vielleicht wünschte sie sich jetzt, dass alles anders ausgegangen wäre, damit ihr der Schmerz über mein Versagen erspart geblieben wäre. Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen. So sehr ich mich auch nicht mit meiner Mutter verstand, sowas würde sie nie denken.
Meine Schicht war zu Ende.
Chris hatte ich heute nicht gesehen. Seltsamerweise schien es mich nicht weiter zu kümmern. Trotz des ganzen Theaters heute morgen, war es mir beinah egal. Dem Kind ging es einigermaßen besser. Ich lief an seinem Zimmer vorbei und sah, wie seine Mutter immernoch neben ihm saß und ihm über den Kopf strich.
Sie tat nichts anderes. Ich blieb einen Augenblick stehen. Sie rührte sich nicht, dass Einzige, was sie tat war, ihrem Kind über den Kopf zu streichen.
Ich ging Richtung Ausgang. Es war noch nicht dunkel.
"Henry? Was machst du denn hier?"
"Ich hab auf dich gewartet."
"Wie lange stehst du schon hier?"
"Eine Weile."
Er sah auf den Boden und malte mit seinem Fuß wirre Linien in den Schnee. Er sah furchtbar aus. Hatte die Hände in den Hosentaschen und wirkte sehr ernst.
"Was ist mit dir?"
"Ich habs ihm ezählt."
"Ich weiß. Mark hat mich deinetwegen rausgeschmissen."
"Ich glaub es war falsch."
"Wieso? Wie ist es denn gelaufen?"
"Nicht gut."
Wir gingen ein Stück und setzten uns in das Häuschen einer Bushaltestelle.
"Erzähl. Was ist passiert."
"Ich hab ihn angesehn und sagte, Mark, ich muss dir jetzt was sagen. Und es ist mir ernst, also lach mich nicht aus und überleg dir gut, was du zu mir sagst."
"Alle Achtung. Mutig mutig."
"Dann hab ich es ihm gesagt."
"Ja und?"
"Er will sie kennenlernen."
"Na das ist doch gut."
"Nein Maya, das ist es nicht. Er will sie doch nur kennenlernen, um zu sehen, ob er sie kriegen kann."
"Aber ihr seid doch verliebt. Wieso sollte sie mit ihm was anfangen?"
"Ich weiß nicht. Ich weiß im Moment gar nichts."
"Wieso bist du hier Henry?"
"Er will sich morgen mit uns treffen. Mit mir und ihr."
"Und weiter."
"Ich möchte, dass du mitkommst. Ich möchte, dass du ein Auge auf ihn hast."
Das konnte nicht sein Ernst sein. Ich sollte mit? Alles, nur das nicht.
"Maya bitte."
"Henry, also ich.... ich weiß nicht."
"Wenn er sie sieht, das wird.... ach ich weiß …
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