… Schön, dass es wenigstens einem von uns gut ging.
"Es ist doch Sonntag, oder?"
"Maya..."
"Schon klar, du weißt es nicht."
"Ganz genau und es ist mir auch egal."
"Wieso hast du mich dann geweckt?"
"Weil Henry gleich vorbei kommt."
"Und?"
"Er will etwas mit mir besprechen. Allein."
"Oh."
Ich wusste, weshalb er mit ihm reden wollte.
"Dann sollte ich wohl gehen."
Ich stand ganz langsam vom Sofa auf. Meinen Mantel musste ich nicht mehr anziehen, den trug ich nämlich die ganze Nacht über, sowie Mütze, Schal und Handschuhe. Ich wollte nur noch raus aus den Klamotten. Ich ging zur Tür, Mark blieb auf dem Sofa sitzen.
"Mark?"
"Was?"
"Du magst Henry doch? Ich meine, er ist doch wie ein Bruder für dich. Du könntest ihm doch nicht wehtun."
"Spinnst du? Natürlich nicht. Wieso?"
"Ach, nur so."
Er schaute wieder weg und nickte nur. Ich ging aus der Wohnung.
Ich konnte meinen Körper kaum fühlen und meine Zunge war irgendwie pelzig. Ich musste unbedingt aufhören, Dannys Drogen zu nehmen. Ich musste aufhören überhaupt Drogen zu nehmen. Wie sollte sich ein Mann für mich interessieren, wenn ich aussah wie eine Figur aus einem Horrorfilm. Es ist ja jedem bekannt, dass man direkt nach dem Aufstehen nicht immer den besten Eindruck macht, aber dieses Problem sollte sich nach einer heißen Dusche und etwas Make up eigentlich von selber lösen. Das tat es aber nicht. Ich hatte immernoch solche dunklen Augenringe, dass es aussah, als hätte ich mir Kohle unter die Augen geschmiert. Und ich musste in zwei Stunden zur Arbeit. Und Chris würde da sein. Nein, Schluss damit. Ist doch egal, ob er da ist oder nicht. Ich habe ja kein Interesse an ihm und deshalb speilt es keine Rolle, wie er mich sieht und ob er es überhaupt tut. Wie sinnlos, sich da irgendwas vorzustellen. Er ist ein Kollege. Allein diese Tatsache wirkt schon extrem abschreckend. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man das Berufliche und das Private wirklich trennen kann. Mag sein, dass es Paare gibt, die das können, aber ich könnte es nicht. Wenn man sich nach der Arbeit streitet und nach der Arbeit ist ja bekanntlich auch vor der Arbeit, dann könnte ich nicht darüber hinwegsehen. Die Situation wäre so. Ein Patient wird gebracht, mit einem offenen Beinbruch. Ich assistiere Chris. Wir heben den Patienten gemeinsam auf das Bett und Chris gibt mir irgendwelche Anweisungen. Sechs Stunden zuvor hatten wir uns allerdings noch gestritten. Meine Reaktion auf seine Anweisungen …
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