Ich blätterte in ihren Tagebüchern. Für jedes Jahr ein neues Heft. Fehlten einige Seiten und Hefte oder hatte Elsa nicht immer geschrieben? Sie will nicht antworten, viel zu sehr ist sie mit den Fotos beschäftigt.
Nieselregen und Wind kommen auf, es wird ungemütlich. „Elsa, komm, lass uns reingehen, mir ist kalt.“ Das Fotoalbum nimmt sie mit, an den über Jahre geschriebenen Heften ist sie nicht interessiert. Ich stelle den großen Karton auf das Tischchen in der windgeschützten Ecke, um ihn später hereinzuholen. Elsa und ich reden uns in den langen Abend hinein. Es ist für sie zu spät, um nach Hause zu fahren und weil heute sowieso niemand auf sie wartet, schlage ich ihr vor, bei mir zu übernachten. Im Badezimmer steht, was Elsa vor dem Schlafengehen benötigt und so nimmt sie meine Einladung gerne an.
Mit der aufgehenden Sonne singen die Vögel ihr Lied. Gezwitscher in allen Bäumen, die herrliche Morgendämmerung wäre zu schade, um sie zu verschlafen. Um Elsa nicht zu wecken, stehe ich auf und vermeide Geräusche. Mit heißem Kaffee, der Zeitung von heute und einer Zigarette starte ich in den Tag. Inzwischen habe ich das Radio angestellt, es wird Elsa in ihrem Schlaf nicht stören. Die Post ist gekommen, wiederholt klingelt das Telefon, und die Kirchenglocken läuten zur Mittagszeit. Von Elsa höre ich nichts. Kann es sein, dass sie noch immer schläft? Besorgt öffne ich leise die Tür. Keine Elsa, die Tagesdecke ist glatt gezogen, ich sehe eine Ordnung, wie es nur meine eigene sein kann. Ein leichter Lufthauch weht durch das aufgestellte Fenster. Auch im Bad keine Spur. Das Waschbecken ist trocken, und alles steht unberührt und ordentlich. Elsa ist im Laufe der Jahre so geworden wie ich. Träume ich etwa nur oder habe ich ...
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