Sam lag in ihrer Zelle auf der Pritsche mit dem Gesicht zur Wand. Sie starrte die rohen Ziegel der Backsteinmauer an. Einige Steine waren übersät mit unregelmäßigen Kerben. Sam hatte für jeden Tag, den sie an diesem unfreundlichen Ort verbringen musste, mit Miguels silbernem Röhrchen einen Strich in das Gestein geritzt. Eine dumpfe Verzweiflung überfiel sie. 257 krakelige Kerben zählte sie. Die 6 Monate waren längst vorbei und sie war immer noch hier. Sam drehte sich auf den Rücken und verschränkte ihre Hände unter dem Kopf. Sie starrte zur Decke. Zumindest hatte Brutus, wie versprochen, seinen Einfluss geltend gemacht. Er hatte ihr nacheinander sieben Spezialisten vorgestellt, die Sam eifrig in die Geheimnisse ihrer speziellen Fähigkeiten eingewiesen hatten. Sam dachte an ihre Kladde, die sicher verwahrt in Brutus’ Büro stand. Zu jedem Thema hatte sich Sam hier fleißig Notizen gemacht und aufmerksam den Erklärungen ihrer „Lehrer“ gefolgt. Sie war eine ehrgeizige Musterschülerin. Sam seufzte, was hätte sie auch sonst hier tun sollen. Zumindest hatten dieser Unterricht und die von Brutus angesetzten praktischen Unterweisungen dafür gesorgt, dass sie hier bei geistiger Gesundheit blieb. Sams Gedanken kreisten um Brutus. Sie wurde einfach nicht schlau aus diesem Mann. Mittlerweile traf sie ihn an vier Nächten in der Woche. Er holte sie immer schweigend in ihrer Zelle ab und begleitete sie – je nachdem welches Thema anstand – an verschiedene Orte. Im Gemeinschaftsraum der Frauen überwachte er Sams Fortschritte zum Thema Selbstverteidigung und Nahkampf. Oft war er ihr Sparringspartner. Er schenkte ihr nichts und meist musste Sam anschließend ein blaues Auge oder eine blutige Schürfwunde versorgen. …
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