… späten Abendessen saß der Schaich meist noch mit Gästen im großen Saal und die Bediensteten waren damit beschäftigt, diese bei Laune zu halten. In der Nacht standen zwei Diener abwechselnd Wache vor den Räumen des Schaichsohns. Eine Vorsichtsmaßnahme, da der Attentäter, Rasul, immer noch nicht gefaßt worden war. Lena wartete also auf einen Tag, an dem möglichst viele Gäste beim Schaich zu Besuch waren, sie aber nicht tanzen mußte. An einen Samstagabend war es dann soweit. Lena schlich sich aus ihrem Zimmer, die Treppe hinab und in den hinteren Teil des Erdgeschosses, der jetzt ganz still vor ihr lag. Die meisten Menschen befanden sich ja im vorderen Teil, wo sich der große Saal befand. Barfuß huschte sie durch die Gänge und erreichte schließlich, sich immer wieder umsehend und ziemlich außer Atem, die gesuchte Tür. Der Abend war noch jung, deshalb war noch kein Wachposten anwesend. Mit zitternden Händen drehte sie den verzierten Knauf und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß die Türe nicht verschlossen sein würde. Mit einem leisen „Klick“ öffnete sie sich einen Spalt breit und Lena atmete erleichtert auf. Sie glitt vorsichtig in das Zimmer und schloß die Türe so leise es ging. Zitternd lehnte sie sich einen Augenblick von innen gegen daß Paneel und schloß die Augen, um sie an die Dunkelheit zu gewöhnen. Als sie die Lider wieder hob stellte sie fest, daß der Raum von sanftem Mondlicht teilweise erhellt wurde. Die wenigen Möbelstücke warfen dunkle Schatten, aber auf dem weiß überzogenen Bett lag ein heller Schimmer und sie konnte die schlafende Gestalt genau erkennen. Ihr Herz zog sich vor Freude und Sehnsucht zusammen, als sie nach Wochen endlich wieder Retenus geliebtes Gesicht vor sich sah. Vorsichtig umging sie eine Kleidertruhe und ein paar Sitzkissen, dann stand sie vor ihm. Sie sah auf ihn herab und wagte nicht, ihn zu berühren oder anzusprechen. Ganz still betrachtete sie ihn. Als hätte er ihre Nähe gespürt öffnete er langsam die Augen. Zuerst ungläubig, dann mit vor Freude leuchtendem Blick sah er sie an. Er streckte beide Arme aus und ehe sie es sich versah, hatte er sie an seine Brust gezogen. Er preßte sie so fest an sich, daß ihr wirklich aus diesem Grunde der Atem weg blieb. Lange Minuten vergingen und sie hielten sich einfach nur ganz fest umschlungen. Nur zögernd ließ Retenu sie sich aufsetzen. Seine Hand lag fest in der ihren und er sah sie fragend an. Sie wußte ohne …
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