Tiefdruckgebiet - Seite 4 von 54

Tiefdruckgebiet
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...   reichten für die ersten Möbel. Verwandtschaft gab es in der Nähe keine, die vielleicht mit diesem oder jenem Möbelstück aushelfen konnte. Jedes neue Stück war deshalb Mutters ganzer Stolz.
Mutter und ich gingen täglich einkaufen, denn alle Geschäfte lagen rings herum und einen Kühlschrank gab es erst später. So wurde die Milch für mich jeden Tag im Milchladen gekauft und das Gemüse auf dem Wochenmarkt.
 Täglich kletterten wir nun nach den Besorgungen in den dritten Stock. Erst schleppte sie mich mit den Tüten hinauf, danach den Kinderwagen. Diese Wohnung hat mein Leben  entscheidend geprägt, denn sie lehrte mich früh das Zählen. Weil ich ein wenig lauffaul war, zählte Mutter mit mir die Treppenstufen. Das lenkte von der Mühsal des Treppensteigens ab, aber seitdem zähle ich begierig die Stufen jeder Treppe die ich besteige, die Löffel in der Besteckschublade wenn ich sie öffne oder den Inhalt meines Sparschweins. Ich kenne die Summe genau, denn fast täglich wird rituell das rote Porzellanschwein mit dem kleinen Schlüssel geöffnet, die Münzen auf meinen Schreibtisch gekippt und kleine Türme im Wert von zehn Pfennigen errichtet. Meine kleinen Gebirge lasse ich dann klimpernd langsam durch meine Finger in das Schwein zurück gleiten. Warte ich auf den Bus, dann stelle ich mir die Geschwindigkeit des Sekundenzeigers vor und zähle die Sekunden bis zur nächsten Abfahrt.
In der Dachwohnung allerdings fühlte ich mich nicht so wohl wie in der Wäscherei unten im Erdgeschoss. Jeden Tag nach dem Einkaufen bettelte ich bis meine Mutter mit mir die Wäscherei betrat. Eine der Damen, in einen sauberen weißen Kittel gehüllt, hob mich hoch und setzte mich in einen der metallenen Wäschewagen. Dann schob sie mich, vorbei an den großen, silberfarbenen Waschmaschinen, in den hinteren Teil des Ladens. Ich kann mich noch gut an die Berge frischer Wäsche erinnern die sie aus den Maschinen holte. In großen Säcken lagerte die Schmutzwäsche ganz hinten im Laden. Es war immer schön warm und gemütlich und es roch sauber, wenn Sauberkeit überhaupt riechen kann. Jeder sprach mit mir und lachte mich an. Das gefiel mir sehr. Wenn meine Mutter unruhig wurde und mich aufforderte mit ihr nach oben zu gehen, erwiderte ich:
"Ich bleibe lange, lange da", und alle lachten.

Meine heutige Welt besteht aus Mädchengymnasium, von älteren Einwohnern noch Lyzeum genannt, dem Tennisclub, behütenden Eltern mit Einfamilienhaus im grünen Vorort, einer Schwester,  ...
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