Während der Autofahrt lag Sam auf dem Rücksitz und schrak immer wieder laut stöhnend auf. Anita hatte sich auf ihrem Sitz umgedreht und tätschelte beruhigend Sams Hand. Irgendwann erreichten sie Miguels und Anitas Haus. Anita drückte Sam auf einen Stuhl in der Küche. Bald duftete es nach köstlichem Kaffee. Anita schob Sam einen gefüllten Becher unter die Nase und verschwand nach oben, um einige Kleider in den Koffer zu werfen. Während dessen schritt Miguel im Wohnzimmer auf und ab, ständig das Telefon am Ohr und regelte alles für Sams Flucht aus Mexiko. Sam nahm die ganze Aufregung um sich herum wie durch einen Schleier wahr. Sie sah sich in Anitas Landhausküche um. Die Schränke bestanden aus einem warmen, honigfarbenen Holz, und erstreckten sich L-förmig an zwei Wänden entlang. Die Wände waren in einem warmen Orange gestrichen und bildeten eine harmonische Einheit zu den terracottafarbenen Fliesen. Überall standen Töpfe mit frischen Kräutern und blaue Hühner aus Ton, die Anita in ihrer Freizeit selber herstellte und bemalte. Zwei riesige Fenster über der Arbeitsplatte aus beigegesprenkeltem Granit waren mit sonnengelben, gerafften Gardinen geschmückt. Ein Hauch von Lavendel lag in der Luft. Ein sauberes und friedliches Ensemble, in dem sich Sam merkwürdig deplatziert vorkam. Sam lehnte sich mit ihrer Kaffeetasse zurück und betrachtete ihre schmutzige und zerrissene Gefängniskleidung. Auf ihrer linken Hand sah sie noch schwache Spuren von Lapuentes getrocknetem Blut. Keine Frage, sie musste in dieser Küche wie ein Fremdkörper wirken. Sam verspürte einen zwanghaften Wunsch, sich die Kleidung vom Körper zu reißen und ihre Haut mit Seife zu schrubben, um auch die letzten Spuren der vergangenen Nacht zu beseitigen. Sie schätzte, dass sich die Spuren in ihrem Verstand und auf ihrer Seele nicht so leicht abwaschen ließen. Sam stand auf und stellte die leere Tasse in Anitas Spülbecken. Lange sah sie durch die großen Fenster und betrachtete den von den ersten Sonnenstrahlen in orangerotes Licht getauchten ...
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