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... hatte sie zumindest vorübergehend außer Gefecht gesetzt.
Welche Ironie des Schicksals, sie befand sich in der gleichen Situation, in der sich ihr erstes Opfer befunden hatte, als sie vor langer Zeit ihren ersten Mord begangen und zu ihrer derzeitigen Berufung gefunden hatte. Verstört über die Präsenz der Dämonen ihrer Vergangenheit stieg ein zittriges Seufzen in ihrer Brust empor und entlud sich stoßartig über ihre rauen Lippen.
Sie verspürte eine gewisse Schmach, dass sie so unvorsichtig gewesen war und sich durch sein Äußeres hatte täuschen lassen - sie hatte ihn schlichtweg unterschätzt. Hochmut kommt halt vor dem Fall. Super Spruch, er trug nicht im mindesten zur Verbesserung ihrer Situation bei.
?Spar dir solche Gedanken und konzentriere dich auf Veränderung?. Der Klang ihrer eigenen Stimme trieb einsam durch den Raum. Ein trauriges, verlorenes Geräusch.Ihr Blick fiel erneut auf den Plastiktisch und die merkwürdigen Instrumente. Vielleicht konnte sie dort ein Messer oder eine Zange finden. Sie beugte sich nach vorne und verlagerte ihr Gewicht auf ihre Beine, bis alle vier Stuhlbeine in die Luft stachen. Sie hopste mit kleinen Sprüngen nach vorne. Die Entfernung bis zum Tisch schätzte sie auf ca. 3 - 4 Meter. In ihrer Situation ein kleiner Marathon. Nach den ersten Sprüngen fiel ihr das Haar ins Gesicht, die Fußfesseln scheuerten schmerzhaft an ihren Knöcheln und die vom langen Sitzen eingerosteten Muskeln ihrer Oberschenkel flatterten wie Schmetterlingsflügel und brannten.
?Los, weiter.? feuerte sie sich selber an. ?Ausruhen kannst du, wenn du den Tisch erreichst hast?. Berufsbedingt war sie durchtrainiert und verfügte über eine gute Kondition. Sie bewegte sich in kleinen Sprüngen weiter. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Muskeln verkrampften schmerzhaft in der gebückten Haltung. Im Rhythmus ihrer Sprünge wiederholte sie immer wieder seinen Namen. ?Sum-mers-by, Sum-mers-by?. Das half - Adrenalin war ein erstklassiger Motor.
Schweißgebadet erreichte sie den Tisch. Langsam senkte sie die Stuhlbeine wieder auf den Boden zurück und setzte sich hin. Schweiß rann ihr kalt über den Körper und brannte ihr in den Augen. ?Nur kurz ausruhen, wer weiß, wann das Schwein kommt und sich mit dir beschäftigt.? Soweit es ging, versuchte sie ihre Muskeln zu entspannen. Sie zwang sich, konzentriert und bewußt zu atmen. Ihre Zunge fühlte sich dick und pelzig an, wie ein Fremkörper in ihrem Mund. Was hätte sie jetzt für einen ...
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©Barbara Nachtweg
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