Die Türen wurden geöffnet und die meisten Menschen sprangen sofort auf, als wollten sie diesen fliegenden Sarg so schnell wie möglich verlassen. Sylvia blieb sitzen und beobachtete das rege Treiben. Sie atmete tief durch. Endlich hatte ihr Urlaub begonnen. Diesen Traum würde sie aus ihren Erinnerungen streichen. Egal was Dave darüber denken würde, diesen Trip hatte sie sich auf ihre Weise hart erkämpft. Komisch, dass sie gerade jetzt daran denken musste.
Die meisten Passagiere waren inzwischen draußen, sollte sie sich nicht auch langsam an den Ausstieg wagen? Insgeheim freute sie sich bereits, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Sylvias Finger tasteten nach der Verriegelung ihres Sicherheitsgurtes und drückte auf die Rote Taste mit der Aufschrift PULL.
Nichts passierte. Sie drückte erneut, doch das Ding steckte einfach fest, wie ein Pfennigabsatz im Öffnungsloch eines Kanalisationsdeckels. Mist! „Stewardess!“, obwohl niemand vom Begleitpersonal mehr zu sehen war. „Stewardess!“–
Zum Glück zeigte sich die junge Frau, welche ihr auch schon den Kaffee serviert hatte. „Sie sollten jetzt Aussteigen, Miss.“–
Sylvia grinste sie höhnisch an, als ob sie den Stein der Weisen erfunden hätte. „Kommen sie besser her, anstatt hier altkluge Weisheiten in die Gegend hinauszuposaunen, okay? Der verdammte Gurt geht nicht aus der Verriegelung.“–
Die Stewardess verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Sylvia erschrak. Da war keine Spur von Freundlichkeit mehr zu entdecken. Jede Menschlichkeit schien aus diesen Zügen zu entweichen. Der Blick blitzte ihr böse entgegen. Ja genau, das war das richtige Wort. Böse! Das Gesicht bleich, die Lippen blutrot. Als würde die Stewardess ihr jeden Augenblick den Kopf abreißen wollen. Einfach so. Am liebsten hätte Sylvia die Frau zurückgeschickt, doch öffnete das ihren Gurt auch nicht.
Die Stewardess zwängte sich in ihre Sitzreihe und beugte sich zu Sylvia hinunter. „Los, zeig her!“ Die forsche Stimme versetzte ihr einen Schlag.–
Sylvia überlegte, ob sie ihr mit einer Beschwerde drohen sollte, doch ein Blick in diese eiskalten Steingrauen Augen überzeugte sie, nicht einmal die Idee davon laut zu äußern. Ging von dieser Frau nicht auch irgendwie ein verwesender, fauliger Gestank aus? Sylvia fragte sich, weshalb ...
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