... tröstete ich mich. Ich durfte nicht daran denken, wie ich ihn hatte warten und warten lassen. Wie ich ihm die Wahrheit verschwiegen hatte. Wie ich ihn hingehalten hatte. Alex war ein attraktiver Mann und wer weiß, wohin er heute Abend ausgegangen war....und mit wem? Nein, ich durfte mich nicht gleich verrückt machen. Sicher gab es eine harmlose Erklärung. Um mich abzulenken ging ich in die Küche und suchte das Katzenfutter. Nachdem ich den sich lautstark beschwerenden Kater gefüttert hatte, nahm ich die Karten zur Hand, die an den Geschenken gehangen hatten. So würde kein Mann handeln, wenn seine Gedanken und Gefühle nicht mehr bei mir wären. Von dieser Erkenntnis getröstet stellte ich noch kindischerweise den Strauß Rosen neben mein Bett und aß, Figur hin und her, noch mindestens fünf Stück von den süßen Pralinen, nur um mich Alex nahezufühlen. Danach mußte ich über mich selbst grinsen und schlief bald darauf ein. Ich schlief nach langer Zeit endlich wieder tief und traumlos und wachte erfrischt und tatendurstig auf, noch bevor der Wecker klingelte. Als ich im Büro ankam, fand ich einen Umschlag auf meinem Schreibtisch. Sofort erkannte ich Alex` Handschrift, riß halb ängstlich, halb erwartungsvoll den Umschlag auf und las den darin enthaltenen Brief.
*
„Hallo Tina. Du hast dich leider immer noch nicht bei mir gemeldet. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Obwohl ich das komische Gefühl nicht loswerde, daß du mich demnächst dringend brauchen wirst, muß ich dich verlassen.“
*
Erschrockenhatte ich das Blatt fallengelassen. Schnell hob ich es wieder auf und war froh, daß ich heute früher als alle Kolleginnen im Büro angekommen war. So sah niemand, daß ich mir zuerst über die Augen wischen mußte, bevor ich weiterlesen konnte.
*
„Aber keine Sorge, es ist nur für zwei Tage. Ich fahre heute früh und bin Samstagnacht schon wieder da. Es ist nur, weil mein Vater ausnahmsweise mal für kurze Zeit in der Gegend ist. Auch wenn ich die schlimme Art und Weise der Trennung meiner Eltern hasse, so freue ich mich doch, wenn ich ab und zu einen von ihnen zu Gesicht bekomme. Vater hält sich gerade in Stuttgart auf und ich werde ihn da besuchen. Wenn ich am Samstag zurückkomme, egal wie spät es ist, werde ich bei dir vorbeikommen. Ich kann keinen Tag länger darauf warten dich zu sehen. Keine Ausreden mehr. Alex.“
* ...
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
1 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt