... sagen: „Rennst du mir schon wieder davon?“ Vor lauter Erleichterung warf ich mich in Andi`s Arme und brach in hysterisches Schluchzen aus, was normalerweise überhaupt nicht meine Art ist. Erschrocken und besorgt schloß Andi seine Arme zögernd um mich, doch plötzlich, als ob eine Barriere eingestürzt wäre, riß er mich an sich und überschüttete mein Haar und mein Gesicht mit Küssen. Ein undefinierbares Gefühl von Sehnsucht, Trauer und „Je ne sais quoi“ überkam mich und ich presste mich an ihn, als ob die Welt um uns versinken würde. Eine Weile standen wir so zwischen Raum und Zeit, dann schüttelte ich wie erwachend den Kopf und schob ihn von mir. Ich hatte mich jetzt wieder unter Kontrolle und hatte das eigentümliche Gefühl, als ob mich ein längst vergangener Traum geküßt hätte. Andi sah mich immer noch besorgt an und fragte mich jetzt ob alles in Ordnung wäre. Fast hätte ich gejubelt, denn in dem Moment, als er mich im Arm gehalten hatte, hatten sich meine ganzen verworrenen Gefühle geklärt: die Liebe, die ich für Andi empfand, entsprang aus einer längst vergangenen Zeit. Die Person, die ich heute war, empfand sie zwar immer noch, aber ich lebte ein ganz anderes Leben und in diesem Leben hatte Andi keinen Platz. Ich wollte eben versuchen, Andi alles zu erklären, als hinter mir ein Hund bellend von der anderen Seite gegen die Brettertür sprang. Erschrocken wirbelte ich herum, um mich zu überzeugen, daß die Tür geschlossen blieb. Als ich mich wieder umwandte, war Andi in der vollends herabgesunkenen Dunkelheit verschwunden. Ich rannte nach vorn und schaute die Straße links und rechts von mirhinab, konnte ihn aber nirgends mehr entdecken. Einen Moment blieb ich noch zögernd stehen, dann machte ich mich erst langsam dann immer schneller auf den Weg zurück zu meinem Wagen. Ich hatte es nun ziemlich eilig, denn nachdem ich mir über meine Gefühle klar geworden war, wollte ich unbedingt sofort mit Alex sprechen. Ich wollte ihm, selbst auf die Gefahr hin, daß er mir schlimme Vorwürfe machen würde, alles über Andi und die Erlebnisse, die ich hatte, während wir uns nicht getroffen hatten, erzählen. Ich musste reinen Tisch machen und vor allem auch mir alles von der Seele reden, was mich belastete. Als ich endlich zuhause angekommen war und, von einem hungrigen Nicky umkreist, ungeduldig Alex Nummer wählte, ertönte nur endloses Tuten. Alex war nicht zuhause. „Wahrscheinlich ist er bei einem seiner Fortbildungskurse,“ ...
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