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Roman
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... Schatten der Palmen und sie wurde von Tutu losgebunden und vom Kamel gehoben. Die Nomaden luden ihre Zelte und Decken sowie das Kochgeschirr von den Tieren und begannen, nachdem sie alles aufgestellt und verteilt hatten, ein Feuer zu entfachen. Tutu ließ Nefer einfach ungefesselt stehen. Hier unter aller Augen könnte sie sowieso keinerlei Fluchtmöglichkeit nutzen. Er ging hinüber zu den Tempelruinen und ging bedächtig mit dem Kopf nickend um sie herum. Nefer fragte sich, was er wohl vorhabe, konnte sich aber keinen Reim auf sein Verhalten machen. Wenig später kehrte Tutu zu den Kamelen zurück und Nefer beobachtete mit wachsendem Unbehagen, was für Aktivitäten er entwickelte. Er trug seine Decken und Fackeln zur Ruine und begann sich darin häuslich einzurichten. Nefers Verdacht wurde zur Gewißheit, als er grinsend zu ihr herüber schlenderte und ihr zuflüsterte: „Heute Nacht werden wir viel Spaß haben, meine Schöne. Wenn wir uns in diesen Ruinen aufhalten, werden die Nomaden kaum etwas mitbekommen und sie werden mich auch nicht überraschend angreifen oder überwältigen können. Der alte Tempel hat zwar kein Dach, aber die Wände sind intakt. Außerdem werden ich ihnen von meinen Vorräten einige Schläuche mit Wein abgeben, dann werden sie feiern und bald in trunkene Träume sinken.“ Vielsagend blinzelte er ihr noch zu, dann wandte er sich dem inzwischen brennenden Lagerfeuer zu, um sich seinen Anteil an einer erlegten Antilope zu holen, die über den Flammen briet. Bald kehrte er zurück und hielt Nefer ein Stück Fleisch vor die Nase. Provozierend ließ er es hin und her baumeln. Wild- oder Rindfleisch war selbst am Hof ein nicht alltäglicher Genuß, doch Nefer drehte angewidert den Kopf zur Seite. Tutu lächelte und biß in das triefende Stück Antilope. „Ich will dich nicht zwingen zu essen. Wenn der Hunger anfängt an deinen Eingeweiden zu nagen, wirst du noch um Nahrung betteln.“
Verzweifelte Suche
Haremhab hatte seine zwanzig Mann mit Pferden und Wagen rund um Achetaton nach Spuren suchen lassen. Es handelte sich bei der Truppe vorwiegend um seine dunklen Medjay, welchen er den besten Spürsinn zutraute. Jetzt, im Licht des frühen Morgens, standen die Chancen weit günstiger als für Antef in der letzten Nacht. Es dauerte trotzdem mehrere Stunden, in denen Antef wie ein ...
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©Elena Merz
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