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Roman
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... hätte sie schließlich ihre ganze Rolle in dieser Sache erklären sollen? Also rannte sie weiter, riß das Tor auf und stürzte hinaus. Hinter sich, auf dem Fußboden der Halle hörte sie schon die Schritte ihres Verfolgers hallen. Der Soldat, der den Ausgang bewachte, war so perplex daß jemand aus dem Tempel aus- und nicht einbrach, daß er Nefer nur verständnislos nachblickte. Nefer rannte über den Vorplatz, als sie die Sphingenallee erreichte, ging ihr immer mehr der Atem aus. Schließlich blieb sie stehen und lehnte sich, erschöpft nach Luft ringend, gegen eine der mächtigen Statuen. Sie sah ihrem Verfolger entgegen, der sie siegessicher betrachtete. Tutu hatte den Dolch in den Falten seines Gewandes verborgen. Er würde sie wohl nicht hier auf offener Straße töten, aber wenn er sie mitschleifte, was sollte sie schon machen? Er war ein mächtiger Mann, ihm würde schon eine glaubwürdige Geschichte einfallen, um ihre Entführung zu rechtfertigen.
Der Retter in der Not
Er hatte sie schon fast erreicht, als daß Grinsen von seinem Gesicht wich. Ungläubig starrte er auf einen Punkt hinter Nefers Rücken. Sie wandte sich um und sah ein Pferd in rasendem Tempo über die Allee sprengen, einen äußerst grimmig blickenden Haremhab tragend. Er ließ sein Kampfroß so dicht vor Tutu anhalten, daß dieser einen Sprung zur Seite machen mußte, was sich mit seiner sonst so gehegten Würde nicht gut vertrug. Wütend starrte er zum Heerführer empor. „Ich wollte die Hofdame der Königin abholen – oder hast du was dagegen?“ Fragte Haremhab herausfordernd. Tutu schluckte seine Einwände hinunter und machte eine gleichgültige Geste in Nefers Richtung. Dann wandte er sich ab. Nefer wußte, daß er sie nicht einfach so laufen lassen wollte, aber im Moment konnte er nichts gegen sie unternehmen. Haremhab hob sie lachend vor sich aufs Pferd und ritt mit ihr zum Hafen hinunter. „Erzähl mir, was passiert ist!“ Rief er ihr über dem Stimmengewirr des Hafenviertels zu. Seine Miene verfinsterte sich zusehendes mit jedem Wort von Nefers Bericht. Als er den Anlegesteg mit dem Schiff nach Achetaton erreicht hatte stieg er vom Pferd, hob Nefer herab und fluchte laut vor sich hin, als er die Verletzung an ihrer Stirn sah. „Ich sollte diesem Hurensohn den dürren Hals umdrehen!“ ...
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©Elena Merz
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