... das Kinn war energisch vorgeschoben. Es war klar daß diese Frau wußte, was sie wollte und dies auch durchzusetzen verstand. Nefer wandte ihren Blick wieder Antef zu und konnte es kaum erwarten, daß das Bankett beendet würde und die Sitzordnung aufgehoben. Kaum hatten die Musiker zu spielen begonnen, schlichen die beiden sich davon. Als Antef die Richtung des Gartens anstrebte, schüttelte Nefer den Kopf und zog ihn mit sich. In den letzten Jahren hatte sie den Palast kennengelernt und so führte sie den Arzt zielstrebig in den Innenhof und zu dem inzwischen groß gewachsenen Baum mit den hängenden Zweigen. Sie schlüpfte unter das Laub und zog ihn mit sich zu Boden. Er landete auf ihr und sie versanken in einem wilden Kuß. Als Antef kurz Atem schöpfte, sah er Nefer seltsam ernst an und flüsterte: „Schwester, meine geliebte Schwester.“ Nefer stockte der Atem und ein heißes Gefühl preßte ihr Herz zusammen ob dieser Liebkosung. Es gab kaum stärkere Worte um seiner Liebe zu einer Frau Ausdruck zu verleihen, als sie Schwester zu nennen. Fest preßte sie ihren Körper gegen den seinen, während seine Hände mit sanfter Intensität darüberstrichen. Keiner von beiden konnte sich jetzt noch zurückhalten. Zu lange hatten sie aufeinander gewartet und nun wurden sie von der Liebe und dem Verlangen mitgerissen wie vom wilden Wasser um die Katarakte.
*
Als Nefer viel, viel später in Richtung ihrer Gemächer schlich, war sie so glücklich wie noch nie. Die Sterne funkelten am dunkelblauen Firmament und schickten ihren matten Schein durch die Bogenfenster des Ganges, den Nefer mehr entlang tanzte als ging. Ihre zierlichen Sandalen hielt sie in den Händen, damit sie auf dem Steinboden nicht klapperten und ihre späte Heimkehr verrieten. Sie hatte zwar schon andere junge Frauen davon reden hören,aber daß die Liebe und das Verlangen etwas so Wundervolles waren, hatte sie nicht geahnt.
Intrige gegen Nofretete
Sie wollte eben leise an den Gemächern Echnatons vorbeigehen, als sie laute Stimmen vernahm und instinktiv innehielt. „Sie hat dich verhext. Du kannst so nicht weitermachen. Du versteckst dich vor der Welt und siehst nicht, wie deine Feinde sich dein Land Stück für Stück einverleiben!“ Nefer hatte die Stimme kurz auf dem Bankett gehört und würde sie überall wiedererkennen. Diese tiefen, guttural gesprochenen Worte kamen von Teje. Nefer sah sich um, konnte aber keinen Wachposten in der Nähe des Gemachs des Pharao entdecken. Wahrscheinlich ...
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
14 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt