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Nefer kam langsam wieder zu sich, als sie im roten Abendlicht in Antefs Armen lag, welcher immer wieder verzweifelt ihren Namen rief. Er kniete auf dem noch warmen Sand vor dem Grabhaus und starrte verzweifelt auf die stille Gestalt in seinen Armen herab. Sämtliche medizinischen Kenntnisse, welche er als Arzt eigentlich besitzen sollte, waren ihm anscheinend im Moment abhanden gekommen. Weder dachte er daran, Nefers Puls zu fühlen, noch ihren Atem zu prüfen. Er war einfach hilflos. Sie versuchte ihm zu antworten, brachte aber nur ein Krächzen zustande. Dieses leise Geräusch genügte allerdings, um ihn in zitternder Freude erkennen zu lassen, daß sie noch lebte und er drückte sie so fest an sich, daß sie beinahe gleich wieder in Ohnmacht gesunken wäre. Antef hielt ihr einen Schlauch mit Wasser an die trockenenLippen und gierig stillte sie ihren Durst. Er benetzte auch ihre Stirn und Wangen um sie zu erfrischen. Langsam wurden ihre Gedanken klarer und die Erinnerung kehrte zurück.
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Als sie sich eben hatte in ihr Schicksal ergeben wollen, war eine brüllende geharnischte Gestalt wie ein Kriegsgott durch die sandige Öffnung des Grabes gestürmt, gefolgt von einer Horde nicht weniger gefährlich und verstaubt aussehender Männer. Tutu hatte von ihr abgelassen und seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen, mußte aber sofort erkennen, daß jede Gegenwehr sinnlos gewesen wäre. Entmutigt ließ er die Waffe sinken und ließ sich von Haremhabs Männern gefangennehmen, nicht ohne Nefer noch einen gemeinen Stoß zu verpassen, der sie gegen die Wand knallen und ohnmächtig zu Boden sinken ließ. Er hatte zu schnell gehandelt, so daß weder Haremhab, noch seine Krieger den Angriff hatten verhindern können. Antef hatte sich inzwischen durchs Gewühl gekämpft, hatte mit glühender Wut im Vorbeieilen Tutu einen mächtigen Kinnhaken verpaßt und dann Nefers leblose Gestalt vorsichtig auf seine Arme genommen um sie nach draußen zu tragen. Tränen standen in seinen Augen; er war überzeugt, daß Nefer all diese Quälereien und Widrigkeiten nicht überlebt haben konnte. Als er sie vor dem Totenhaus sanft zu Boden gleiten ließ und merkte, daß sie noch am Leben war, konnte er es kaum glauben. Er hielt sie in den Armen, als ob er sie nie wieder loslassen wollte und vor Freude und Aufregung begannen beide gleichzeitig ...
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